Biographie eines „freischaffenden Nazis“

24.02.2011                     20.Adar l, 5771

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Biographie eines „freischaffenden Nazis“

Der Journalist Willi Winkler präsentiert die Biographie eines „freischaffenden Nazis“, der nach 1945 aus einem dubiosen Netzwerk heraus nationalsozialistische Kriegsverbrecher ebenso wie palästinensische Terroristen unterstützte. Der gut lesbaren und strukturierten Lebensbeschreibung fehlt es leider an einer erörternden Deutungen dieser politisch etwas absonderlichen Konstellation im „Zeitalter der Extreme“.

Das 20. Jahrhundert war reich an Personen, deren politische Karrieren mit unterschiedlichsten Stationen verbunden waren. Ein Beispiel dafür ist der Schweizer Bankier Francois Genoud, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nationalsozialistische Kriegsverbrecher ebenso wie linke Terroristen unterstützte. Willi Winkler, der 2010 den Otto-Brenner-Preis für kritischen Journalismus erhielt, hat seiner Person eine Biographie gewidmet. Deren Titel „Der Schattenmann“ soll nicht nur Aufmerksamkeit erregen, agierte Genoud doch tatsächlich als Strippenzieher im Hintergrund. Dabei verfügte er über Kontakte sowohl zu alten Nazis und unterschiedlichen Geheimdiensten wie zu algerischen Nationalisten und palästinensischen Terroristen. Was sich wie der Stoff eines überdrehten Polit-Thrillers liest, lässt sich gleichwohl gut anhand historischer Quellen belegen. Genau dies ist auch die Absicht von Winkler, der mit der Biographie eines „freischaffenden Nazis“ (S. 9), so seine Charakterisierung, ein Leben im „Zeitalter der Extreme“ (Eric Hobsbawm) darstellen will….