Bruder Oberst, Befreiungsideologe, Erzterrorist 2

03.03.2011                      27.Adar l, 5771

Porträt:

Bruder Oberst, Befreiungsideologe, Erzterrorist

Seit mehr als 40 Jahren klammert sich der sogenannte Revolutionsführer Libyens an die Macht.

Noch klammert sich Muammar al Gaddafi an die stetig bröckelnde Macht. Er giftet gegen die „Ratten“, die sein Land ins Verderben stürzen wollten. Sein erster Auftritt nach langem Schweigen Ende Februar war bizarr: Mit Lederjacke, Ohrenfellmütze und Regenschirm ausgerüstet saß er im Führerhäuschen eines alten Pritschenwagens. Er sei in Tripolis, sagte er, und mitnichten in Venezuela – man solle den Hunden nicht glauben schenken, die in ausländischen Satellitenkanälen Lügen verbreiteten. Ein beiläufiges „Salaam“ nuschelte Gaddafi noch, klappte den Schirm zu, dann war der kurze Auftritt vorbei.
Nicht einmal eine halbe Minute dauerte er. Schon das ist ungewöhnlich für den libyschen Staatschef, der sein Publikum eigentlich mit stundenlangen Ansprachen erschöpft. Als Gaddafi etwa im September 2009 vor den Vereinten Nationen über Landminen mäanderte, brach sein verzweifelter Simultanübersetzer nach gut anderthalb Stunden zusammen. Damals hieß es, der Revolutionsführer habe sich pennälerhaft mit einem „Wir sind hier“ auf einem Tisch im Plenum der UN-Vollversammlung verewigt. Ein weiteres Mal wird ihm das kaum gelingen – es gilt als ausgemacht, dass das Ende seines Regiments bevorsteht….