Lieber Mischa

11.07.2011                      09.Tammus, 5771

Bücher:

Lieber Mischa

Jede jüdische Mutter sollte Lena Gorelik dankbar sein, denn sie hat alles, was unser Nachwuchs wissen muss, auf den Punkt gebracht.

“Lieber Mischa: … der Du fast Schlomo Adolf Grinblum geheißen hättest, es tut mir so leid, dass ich Dir das nicht ersparen konnte: Du bist ein Jude.” Das ist der Titel von Lena Goreliks neuem Buch. In ihren ersten drei Büchern wendete sich die 1981 in Leningrad geborene und mit elf Jahren als “Kontingentflüchtling” nach Deutschland gekommene Autorin ihren russischen Wurzeln zu. Das neue Werk geht ausschließlich um das Thema “Jude sein in Deutschland”, auf unkonventionelle und charmant unterhaltsame Art.

Zur Einstimmung listet die Autorin eine Top Ten der antisemitischen Vorurteile auf und wer hier schon zu schnaufen hat, der wird sich noch wundern. Es ist mehr als nur erfrischend, den ironischen Klartext Lena Goreliks zu lesen, der mit den Klischees ums Jude sein spielt und sie in Frage stellt. Das Buch ist wie ein langer Brief an ihren Sohn aufgebaut, der das Dasein als Jude in Deutschland erklärt, mit Kommentaren an den Seitenrändern versehen. Jude sein in Deutschland kann anstrengend sein, denn es sei nichts, was man einfach so hin nimmt, sagte Gorelik in einem Interview mit dem BR, und meint damit vor allem die anderen, die Nicht-Juden. Jude sein lässt Fragen aufkommen, ist ganz einfach noch immer keine Selbstverständlichkeit. Es sei “ein bisschen wie als Giraffen-Besitzer in Deutschland zu leben”, witzelt Gorelik….