Nichts Neues aus der Anstalt

15.01.2013                      04.Schwat. 5773

Broder – Augstein:

Nichts Neues aus der Anstalt

Bis vor kurzem war die linksbürgerliche Welt noch in Ordnung, waren die Rollen klar verteilt: Henryk M. Broder spießt seit Jahren unerbittlich-scharfzüngig israelbezogene Ressentiments im liberalen und linken Juste Milieu auf und diagnostiziert Symptome verdruckster judenfeindlicher Obsessionen. Anstatt selbstkritisch über die Wahrheitsmomente dieser Beobachtungen nachzudenken, empört sich das kritische Feuilleton jedes Mal aufs Neue.

Die selbstgewisse Gutmenschen-Community samt Entourage, zu der auch das johlende Pack notorischer Leserbriefschreiberlinge gehört, fühlt sich sichtlich getroffen und zeigt sich genervt. Was tun? Einen politisch korrekten Ausweg scheint die leidige Existenz und Politik des kleinen Judenstaates am Rande des Mittelmeers zu bieten. „Vor Kühnheit zitternd“ (frei nach Martin Walser) wähnen die emsigen Bewährungshelfer im Israel-Bashing den finalen Befreiungsschlag: Israel plant angeblich einen Völkermord am iranischen Volk, ist eine Gefahr für den Weltfrieden, führt die ganze Welt am Gängelband und ist auch sonst für allerlei Übel verantwortlich….