Alltag nach der Shoah

21.02.2012                      28.Schwat. 5772

Neuer Film:

Alltag nach der Shoah

In „Ein Sommer in Haifa“ entdeckt ein 17-jähriger die mehr oder weniger freie Liebe und die Traumata von Überlebenden der Shoah.

Haifa, die mediterrane, alte Hafenstadt im Norden Israels, ist so präsent in dem Film, dass es eine Freude ist. Avi Nesher, einer der erfolgreichsten und erfahrensten Regisseure Israels, hat erneut alles bis aufs feinste durchdacht und die tragischen Momente der Filmhandlung durch Panoramaaufnahmen abgefedert. Einzig die modernen Containerbrücken in der Ferne wirken irritierend, spielt der Film doch 1968. Dafür ist die Ausstattung sonst umso passender: Rockmusik wird auf einem großen Tonbandgerät gehört, und Kleidung und Frisuren versetzen uns in die biederen Endsechziger, wo ein Mädchen in Hippieklamotten wie ein Paradiesvogel wirkt.
Haifa liegt an den Ausläufern des Berges Carmel, je höher die Stadtteile, desto schöner der Blick über die Bucht von Haifa. Und desto properer und sauberer die Häuser. Unten, am Hafen, liegt das verrufene Rotlichtviertel, mit seinem Straßenhandel, von Sex über Zigaretten bis zu Waschmaschinen. Verbunden sind die Stadtteile durch steile Treppen, zwar wesentlich schmaler als die von Odessa, aber von der Länge her für Szenen des „Panzerkreuzers Potemkin“ geeignet. Auf den Straßen geht es lebhaft zu, viele gehen auch längere Wege zu Fuß, fahren Bus. Arabisch gekleidete Menschen bewegen sich selbstverständlich im Straßenbild. Als ob in den kommenden Jahrzehnten die israelische Bevölkerung nicht durch Selbstmordanschläge terrorisiert werden wird – bei einem Attentat der Hamas starben im Jahr 2002 im Zentrum von Haifa 16 Menschen….