05.01.2011 29.Tevet, 5771
Erinnerung:
Am 11. April 1961 begann in Jerusalem der Prozess gegen Adolf Eichmann. Man darf also erwarten, dass sich die Erinnerungsindustrie zum fünfzigsten Jahrestag dieses Ereignisses bemächtigen wird. Und das ist gut so. Denn nach wie vor geistert eine fatale feuilletonistische Phrase durch den Raum, wenn vom Leiter des Referats IV B 4 ("Juden- und Räumungsangelegenheiten") im Reichssicherheitshauptamt die Rede ist: Hannah Arendts Wort von der "Banalität des Bösen".
Zu Recht stellte Arendt in ihrem Prozessbericht "Eichmann in Jerusalem" fest, dass der SS-Mann "nicht Jago oder Macbeth" sei und dass er nicht "wie Richard III." beschlossen habe, "ein Bösewicht zu werden". Aber damit hatte sie nur festgestellt, dass Eichmann keine Shakespeare-Gestalt war….