Das Buch Numeri und die Literatur des Alten Orients

23.05.2012                      02.Siwan. 5772                    Tag 46 des Omer

Judentum:

Das Buch Numeri und die Literatur des Alten Orients

Ein vergleichender literarischer Zugang zum Buch Numeri erfordert zunächst eine literarische Einschätzung des Buches und hierin liegt eine außerordentliche Schwierigkeit. Dem Buch Numeri fehlt der Schwung und die Größe des Buchs Genesis, die theologische Bedeutung des Buches Exodus, die rechtliche Logik von Levitikus und die literarische Einheitlichkeit des Deuteronomiums.
Auf den ersten Blick erscheint es, als sei Numeri gar kein wirkliches "Buch". Vielmehr bildet es den Abschluss des "Tetrateuchs" (Genesis – Numeri), im Wesentlichen der priesterschriftlichen Geschichte Israels von der Schöpfung bis zu Moses Tod. Der kanonische Text hat den eigentlichen Bericht über Moses Tod am Ende des Buchs Deuteronomium überliefert, doch diese redaktionelle Änderung war vermutlich notwendig, als das Deuteronomium zum Pentateuch hinzukam. Ursprünglich könnte Deuteronomium vermutlich der Beginn einer zweiten, deuteronomistischen Darstellung der Geschichte Israels gewesen sein, das sogenannte "deuteronomistische Geschichtswerk", dass mit einer kurzen Zusammenfassung der Erzväterzeit begonnen haben könnte (vgl. Dtn 26,3) und mit dem babylonischen Exil abschloss….