20.04.2011 16.Nisan, 5771 Pessah 2; Tag 1 des Omer
Geschichte:
Ruth Levy-Berlowitz war Dolmetscherin Adolf Eichmanns bei dessen Prozess vor 50 Jahren. Sie stammt aus Dresden.
Zwei Glasscheiben, eine davon aus Panzerglas, trennen Adolf Eichmann und Ruth Levy-Berlowitz. Sie sitzen in eigenen Kabinen, 20 Meter voneinander entfernt. Und doch ist da eine Nähe zwischen ihnen, die etwas Intimes hat. Wenn Eichmann, der Massenmörder, umständlich seine Kopfhörer aufgesetzt hat, hört er die Stimme von Ruth Levy-Berlowitz.
»Ich habe ihm ins Ohr geflüstert. Intimer geht es doch kaum«, sagt die Frau heute, 50 Jahre später. Sie war Eichmanns Dolmetscherin. Sie sucht ein Wort, das beschreiben könnte, wie sie diese ungewollte Nähe damals empfunden hat. Sie sagt: »Es war irgendwie unheimlich.« Ruth Levy-Berlowitz, 85, entstammt einer jüdischen Dresdner Familie. 1936, sie war gerade zehn Jahre alt, emigrierten die Eltern mit ihr nach Palästina. Zwei Tanten, denen die Flucht nicht mehr gelang, kamen im Konzentrationslager Majdanek um. Eine Cousine überlebte in Berlin, versteckt in einer Hundehütte….