29.04.2011 25.Nisan, 5771 Tag 10 des Omer
Judentum:
Nächsten Montag ist der Holocaust-Gedenktag in Israel, eine gute Gelegenheit zu einem Rückblick auf die Hitler-Stalin-Ära, die Nadeschda Mandelstamm das „Jahrhundert der Wölfe“ genannt hat.
Auf den Solowezki-Inseln im Weißen Meer knapp unterhalb des Polarkreises steht eines der bedeutendsten Klöster Russlands. Weil es dort keine Wölfe gibt, erschienen den Mönchen diese Inseln als heiliges Land. Die russische Revolution wandelte die Klosteranlagen in die erste Strafkolonie der Sowjetunion um; von hier aus streute der GULAG wie ein bösartiger Tumor über das riesige Land. Alexander Solschenizyn, der Reiseführer dieses Archipels, kontrastiert das fleißige und beschauliche Leben der Mönche mit dem Terror und der Schinderei im kommunistischen Arbeitslager: „Uns wollen jene Mönche fast als Engel erscheinen. Schlemmen hätten sie können und nahmen – in der Golgatha-Kreuzigungsklause – selbst Fisch, die Fastenspeise, nur an hohen Feiertagen zu sich. Schlafen hätten sie können von früh bis spät und wachten doch auch die Nächte durch und lasen den Psalter (…) jeden Tag, jede Nacht, das ganze Jahr und allezeit.“ (Bd. 2, S. 2, Anm.) Die Mönche in diesem nördlichen Arkadien waren aber nicht weltfremd. Schließlich sind auch die Gesänge des Schafhirten David, die sie Tag und Nacht anstimmten, keine idyllische Schäferpoesie, sie stammen aus einer Welt, in der der Mensch dem Menschen ein Wolf ist….