20.04.2011 16.Nisan, 5771 Pessah 2; Tag 1 des Omer
Kinder und Religion:
Wir haben mit christlichen, muslimischen und jüdischen Kindern über ihren Glauben gesprochen. Und festgestellt: Es gibt viele Gemeinsamkeiten.
Groß und ziemlich füllig, langer Bart, noch längere Arme und Riesenhände: So sieht Gott auf einem Bilderbuchumschlag aus. An seinem linken Zeigefinger baumelt eine Katze, die er wahrscheinlich gerade erschaffen hat, und ein kleines Männlein schaut ihm bewundernd zu. Der Künstler denkt sicher, dass Kinder sich Gott so vorstellen. Aber das stimmt nicht.
Ein Gott, der aussieht wie ein Weihnachtsmann? »Das geht gar nicht!«, sagen die Kinder, mit denen wir gesprochen haben. Als Alina (11 Jahre) in ihrem Religionsunterricht vor Kurzem die Aufgabe bekam, ein Bild des christlichen Gottes zu malen, schrieb sie stattdessen einen Text. Sie könne nicht malen, was sie sich unter Gott vorstelle, sagt sie: »Ich glaube gar nicht, dass Gott irgendwie aussieht, sondern ich glaube, er ist einfach nur eine Kraft, eine unglaublich große Kraft.« Auch die Muslimin Ilayda (11 Jahre) kann sich Allah nicht vorstellen. »Ich glaube, er ist unsichtbar.« Aber dass man Gott sehen werde, wenn man sterbe – vorausgesetzt man sei ein guter Mensch gewesen –, das hat man ihr erzählt. Jahwe, da ist sich das jüdische Mädchen Sharon (9 Jahre) ganz sicher, kann man nicht sehen. Sie stellt ihn sich auch niemals vor. Wenn sie bete, konzentriere sie sich auf die Wörter, damit sie auch genau wisse, was sie sage, erzählt sie. Andreas (11 Jahre) dient als Messdiener. Er kennt sich mit Glaubensregeln aus: Man dürfe sich gar kein Bild von Gott machen, sagt er. Diese Regel stehe zwar nicht direkt in den Geboten, aber man könne das heraushören….