16.12.2011 20.Kislev. 5772
Innenpolitik:
Die Angst der Israelis vor radikalen Siedlern
Angriffe auf Moscheen und sogar auf die Armee – und die schaut zu. Plötzlich wird in den Medien offen gefragt, ob die Siedler sich denn alles erlauben könnten. Palästinenser hätten eine ähnliche Aktion nicht überlebt, sagt Ex-Verteidigungsminister.
In seinen 30 Jahren beim Militär habe er es noch nicht erlebt, dass Juden israelischen Soldaten so viel Hass entgegengebracht hätten, sagte Generalmajor Avi Mizrahi vom Zentralkommando im Westjordanland später, sichtlich schockiert. Seit es am Dienstag gleich zu mehreren gewaltsamen Übergriffen radikaler Siedler und ihrer Sympathisanten gegen israelische Soldaten kam, fragt sich das ganze Land, wie es so weit kommen konnte.
Es begann mit 18 jungen Siedlern, die in das militärische Sperrgebiet nahe der Grenze zu Jordanien eingedrungen waren und sich in einem verlassenen Kloster im Jordanbett verschanzt hatten. Sie wollten wohl die Aufmerksamkeit der israelischen Sicherheitskräfte auf sich lenken und so die angekündigten Räumungen von illegal errichteten Siedlungsaußenposten verhindern. Kurz darauf randalierten rund 300 Aktivisten, einige mit verhüllten Gesichtern, auf einer Hauptstraße neben dem nach einer richterlichen Anordnung zur Räumung vorgesehenen illegalen Siedlungsaußenposten Ramat Gilad. Sie blockierten die Fahrbahn, bewarfen palästinensische Autos mit Steinen und beschimpften Soldaten. Gleichzeitig stürmten 50 jüdische Protestler eine Kaserne. Das heißt, eigentlich marschierten sie nur an den hilflosen Soldaten vorbei in den Kasernenhof. Dort zündeten sie Autoreifen an, warfen mit Molotowcocktails und Steinen und beschädigten die geparkten Militärfahrzeuge. Der Kommandeur und sein Stellvertreter wurden verletzt, als Randalierer die Tür ihres gepanzerten Wagens aufrissen und einen Stein hineinwarfen….