20.06.2011 18.Siwan, 5771
PR in Nahost:
Die Twitter-Krieger von Jerusalem
Israels Armee hat aus früheren PR-Desastern gelernt: Eigene Blogger sollen die Meinungsbildung im Internet prägen.
Ella hat Bereitschaftsdienst. 24 Stunden, ob am Tag oder mitten in der Nacht, stets kann der Pieper an ihrem Gürtel klingeln, und oft tut er das auch. Etwa jetzt, gegen 10.30 Uhr am Vormittag. Allerdings wird die 19-jährige Israelin nicht etwa zu einer Notoperation in den OP gerufen. Ella ist Soldatin, und ihre Aufgabe ist es, den offiziellen Twitter-Account der israelischen Armee auf aktuellem Stand zu halten. "Wir sind die einzige Armee der Welt, die ihre Meldungen aus dem Einsatz in Echtzeit veröffentlicht", sagt Leutnantin Alisa Landes, die Chefin des New Media Desk, des Pressestabs des israelischen Militärs in Jerusalem.
Der nächste Ernstfall für die Armee und damit für die "Neue-Medien-Krieger" – wie sie Ex-Armeesprecher Avi Benajahu nennt – dürfte kurz bevorstehen. Die nächste Solidaritätsflotte steht schon bereit, um von der Türkei in den abgeriegelten Gazastreifen zu fahren. Die Stürmung der letzten Flottille, bei der im vergangenen Jahr neun türkische Aktivisten getötet wurden, führte zu einem weltweiten Aufschrei. Dass Israel in der Folge gezwungen war, seine Blockadepolitik gegen Gaza erheblich aufzuweichen, führen die Armeestrategen vor allem auf die verlorene PR-Schlacht um den Zwischenfall im Internet zurück. Seitdem gilt es als noch wichtiger, die Meinungshoheit über den Cyberspace zu gewinnen….