Diktatorendämmerung

12.02.2011                     08.Adar l, 5771

Leitartikel:

Diktatorendämmerung

Mubarak hat aufgegeben. Das Volk jubelt, und die Macht liegt nun bei der Armee, die eher als der Diktator die Zeichen der Zeit erkannte. Die Revolution ist gelungen, der Machtwechsel im Land der Pharaonen kann weitergehen. Soviel Gelegenheiten gibt es nicht in einem Menschenleben, Zeuge wahrhaftiger Geschichte zu werden. Das was sich derzeit in der arabischen Welt abspielt, macht die heutigen Generationen deshalb zu Privilegierten, und jene, die bewusst die 1989 auf dem europäischen Kontinent einsetzenden Umwälzungen miterlebten, werden umso mehr die historische Dimension der Ereignisse einzuschätzen wissen, an denen uns das moderne Kommunikationszeitalter heute in Realzeit teilhaben lässt. So manche Lehren und Einsichten drängen sich dabei ins Bewusstsein des Beobachters, der die wochenlangen Proteste nicht ohne nachhaltige Korrekturen festgefahrener Weltbilder und Vorurteile zur Kenntnis nehmen dürfte. Was immer man bisher über die arabische bzw. orientalische Zivilisation gedacht und geurteilt haben mag, sie oft von erhöhter okzidentaler Warte in Widerspruch setzend mit den eigenen leuchtenden politischen Idealen, die Ereignisse in Tunesien, Ägypten, wie auch an anderen Brennpunkten der arabischen Welt, konfrontieren uns mit neuen Fakten, Wahrheiten, Chancen und Perspektiven….