12.04.2011 08.Nisan, 5771
Hintergründe:
Eichmann-Prozess: Die Anklage als Morgengebet
Der Moment, als Israel die Schoa wirklich begriff: Am Montag vor fünfzig Jahren begann in Jerusalem der Prozess gegen Adolf Eichmann. Im Land ist dieses Ereignis heute allgegenwärtig – das war nicht immer so.
Adolf Eichmanns letztes Opfer war sein Henker. Der Architekt des Völkermordes an sechs Millionen Juden bereute bis zuletzt nur, dass er nicht ein ganzes Volk hatte auslöschen können: „Hätten wir 10,3 Millionen Juden getötet, dann wäre ich befriedigt und würde sagen, gut, wir haben einen Feind vernichtet“, sagte Eichmann wenige Jahre bevor ihm in Israel der Prozess gemacht wurde. Doch all die Greuel, für die der Massenmörder verantwortlich war, schürten in Schalom Nagar nicht genug Hass, um ihn vor dem Trauma der Hinrichtung zu bewahren: „Sein Gesicht war aschfahl, die Zunge war aus dem Mund gequollen und voller Blut“, erinnert sich der bärtige Mann mit der schwarzen Kippa, der als junger Gefängniswärter am 31. Mai 1962 das einzige Todesurteil in Israels Staatsgeschichte vollstreckte….