23.01.2012 28.Tewet. 5772
Hamburg:
Die Jüdische Gemeinde hat nach drei Jahren Vakanz einen neuen Landesrabbiner: Shlomo Bistritzky ist Israeli und orthodox. Seit acht Jahren lebt er mit seiner Familie in der Stadt.
"Tschüss, Levi!" Mit einem Lächeln greift der kleine Junge zum Abschied nach der ausgestreckten Hand der Besucherin. Der Vater hat es vorher erlaubt. Kleine jüdische Jungen dürfen noch das, was ihren Vätern streng verboten ist: Fremde Frauen berühren.
Besuch beim neuen Landesrabbiner der Jüdischen Gemeinde in Hamburg. Shlomo Bistritzky, 34, seit Montag offiziell im Amt, erscheint zumindest äußerlich so, wie man sich einen orthodoxen Juden vorstellt: langer Bart, auf dem Kopf die Kippa, darauf zusätzlich einen Hut. Der Anzug ist wie die Krawatte erkennbar nicht das neueste Modell und die soliden Schuhe sind mittelmäßig geputzt. Doch das stört den selbstbewussten Rabbi sicherlich wenig. Sollte es auch nicht. Äußerlichkeiten sind sein Thema nicht. Stattdessen kümmert er sich um höhere Werte und deren Beachtung wie es die Aufgabe für einen orthodoxen Geistlichen ist – jene Gottesmänner, die die Botschaft ihrer jeweiligen Religion im Sinne der Tradition besonders eng auslegen….