15.06.2011 13.Siwan, 5771
Türkei:
Der türkische Regierungschef Erdogan geht aus den Parlamentswahlen erneut als Sieger hervor. Er gibt sich weltoffen und demokratisch, gibt sich als Mittler zwischen westlicher und islamischer Welt. Und verschleiert doch nur die schleichende Entdemokratisierung seines Landes.
Langsam geht das Licht im Saal aus und der Spot auf der Bühne an. Am Pult steht Recep Tayyip Erdogan, breitet seine Arme aus und beginnt seine Erzählung. Seit Wochen ist dieser Auftakt zum Wahlkampf vorbereitet worden. Der Ministerpräsident werde ein „gigantisches Projekt“ vorstellen, flüsterten die Werbestrategen der Partei im Vorfeld und schürten die Erwartungen an den großen Augenblick. Tatsächlich gelang es Erdogan, seine Anhänger erst in Erstaunen, dann in einen Begeisterungstaumel zu versetzen: Sein „verrücktes Projekt“, wie er es selber nennt, soll der Bau eines gigantischen Kanals westlich von Istanbul werden, der das Schwarze Meer mit dem Marmarameer verbindet, ein zweiter Bosporus also….