04.03.2011 28.Adar l, 5771
Ausstellung:
Judenfeindlichkeit? Hat's doch in der DDR nicht gegeben! Von wegen – 76 Jugendliche kramten ein halbes Jahr lang in Archiven und befragten Zeitzeugen. Dabei stießen sie auf eine gut gepflegte Legende, wie eine gestern eröffnete Ausstellung dokumentiert.
Chronik antisemitischer Vorfälle" ist eine Schautafel in der Kleinen Synagoge Erfurt überschrieben. Eine imposante Liste, die Auskunft gibt über etwas, was es im Arbeiter- und Bauernstaat offiziell nie gegeben hat. Judenfeindlich – waren das nicht immer die anderen? Eine Mär, wie sich schnell herausstellt. 1989 zum Beispiel registriert die Staatssicherheit in der ganzen Republik Feierlichkeiten, bei denen gängige Sprüche aus Nazi-Zeiten zum Besten gegeben werden. Abgehalten am 20. April, dem Geburtstag Adolf Hitlers. Im Haselbacher Glaswerk werden 1960 DDR-Fahnen mit Hakenkreuzen "geschmückt". Darunter die Aufforderung "Juden raus!" Zwei Beispiele von vielen. Wer meint, da seien lediglich ein paar Unbelehrbare mit plumpen Parolen oder dümmlichen Streichen am Werk gewesen, irrt. Antisemitismus zeigte sich in der DDR nicht nur im Denken überzeugter Neonazis, die es ja – weil sie nicht ins Bild passten – bis 1989 gar nicht geben durfte. Antisemitismus lässt sich entgegen offizieller Beteuerungen vor allem an jener Ignoranz, Verdrängung und Geschichtsfälschung festmachen, mit denen die Partei- und Staatsführung ihr gefälliges Weltbild errichtete….