26.06.2011 24.Siwan, 5771
Geschichte:
Eine jüdische Religionshochschule im schwäbischen Krumbach
Während die Christen im streng katholischen Krumbach, einer Kleinstadt in Bayerisch-Schwaben, am Karfreitag fastend der Kreuzigung von Jesus Christus gedenken, reinigen die Mitglieder der Jeschiwa am Ort eifrig ihre Räume vom Chumez, den letzten Brotkrümmeln. Am Abend beginnt das Pessachfest, bei dem die Juden die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei feiern. Eigentlich nichts Besonderes; würden wir uns nicht mitten in Deutschland im Jahre 1947 befinden.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde ausgerechnet das Land der Täter für einige Jahre Zufluchtsort für rund 200.000 Überlebende der Shoa, zumeist aus Osteuropa. In Auffanglagern, sogenannten Displaced Persons (DP) Camps, warteten die Juden auf eine Möglichkeit zur Auswanderung nach Palästina oder Übersee. In dieser Zeit entwickelte sich die fast vollständig vernichtete osteuropäisch-jüdische Kultur zu einer neuen Blüte, wobei die Gruppe der Gläubigen eine Minderheit bildete. „Die Annahme, dass das erfahrene Leid bei den Menschen eine religiöse Wiederbesinnung auslöst, ist nicht zu erkennen“, musste Koppel S. Pinson, Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, nach dem Besuch der „Wartesäle“ feststellen. „In keinem jüdischen Lager ist es beispielsweise möglich, das wahre Gefühl einer traditionellen Schabbatfeier zu erleben, wie dies in den kleinen Städtchen Galiziens, Polens und Litauens am letzten Tag der Woche üblich war.“…