18.04.2011 14.Nisan, 5771
Ex-Weltbankchef:
„Eine Jugend ohne Perspektiven kann nur revoltieren“
Den Umbruch in der arabischen Welt hat er kommen sehen. Der ehemalige Weltbank-Präsident James Wolfensohn warnt seit Jahren vor den mangelnden Perspektiven im Nahen Osten: „Diese gravierende Jugendarbeitslosigkeit – das konnte nicht gut gehen.“
Als er sich an einem Morgen im Juni 1997 zum syrischen Präsidentenpalast aufmacht, liegt Damaskus bereits unter einer Dunstglocke. Das Geschrei der Händler des berühmten Suq-al-Bzourieh-Basars, ungeduldiges Hupen und Knattern alter Motoren erfüllen die gleißende Luft. Dann wird der damalige Weltbank-Präsident James D. Wolfensohn vom Mamorpalast des syrischen Herrschers Hafiz al Assad verschluckt. Ihm, dem Sohn jüdischer Emigranten, bleiben vier Stunden Zeit, einem der unbarmherzigsten Despoten des Nahen Ostens ausstehende Schulden in Höhe von 300 Millionen Dollar abzutrotzen. Wolfensohn plaudert mit Assad, der nicht für seine Sympathie für Juden und das Washingtoner Establishment bekannt war, über Politik, Familie und die Geschichte Syriens. Als er den Hubschrauber hört, der ihn in den Libanon fliegen soll, hat er die Schulden mit keinem Wort erwähnt. „Ich habe mich einfach auf meinen Instinkt verlassen, erst mal eine Beziehung aufzubauen, bevor ich das Schuldenthema anspreche“, sagt der heute 77-jährige Wolfensohn. Zwei Wochen später beginnt Assad mit der Rückzahlung….