Erdogan verzichtet auf Sanktionen gegen Frankreich

25.01.2012                      01.Schwat. 5772                       Rosch Chodesch

Beziehungen:

Erdogan verzichtet auf Sanktionen gegen Frankreich

Nachdem Frankreich das umstrittene Völkermord-Gesetz verabschiedet hatte, hatten türkische Politiker mit heftigen Sanktionen gedroht. Doch Premierminister Recep Tyyip Erdogans Zorn war eher kalt.

Als Recep Tayyip Erdogan gestern Vormittag im Fraktionssaal seiner Regierungspartei AKP in Ankara zum Rednerpult schritt, rechneten die Abgeordneten mit einem Donnerwetter. Am Vorabend hatte der Senat in Frankreich das umstrittene Völkermord-Gesetz verabschiedet, das die Leugnung eines türkischen Genozids an den Armeniern im Ersten Weltkrieg unter Strafe stellt. Erdogans Minister hatten mit heftigen Sanktionen gedroht. Doch Erdogan, der als Raubein bekannt und einem deftigen Streit mit einem Türkei-Skeptiker wie dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy nie abgeneigt ist, blieb ruhig. Sein Zorn war kalt: Er attackierte das französische Gesetz und sprach voller Verachtung über Sarkozy – aber er verkündete keine neuen Sanktionen. Die Türkei, so die Botschaft, gibt dem Nato-Partner Frankreich noch eine Chance.
„Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben“, sagte Erdogan. Er verwies darauf, dass französische Senatoren das Gesetz vor den Pariser Verfassungsrat bringen könnten. Und er appellierte an die französische Öffentlichkeit, die „Stiefelschritte des Faschismus“ in Europa nicht zu überhören und das „Massaker an der Meinungsfreiheit“ nicht hinzunehmen. „Wir befinden uns noch in der Phase der Geduld.“…