31.03.2011 25.Adar ll, 5771
Syrien:
FR-INTERVIEW MIT RAFIK SCHAMI: „Ein neues Zeitalter“
Der Schriftsteller Rafik Schami über die Revolte in seinem Heimatland Syrien, den Machtverlust arabischer Sippen und einen historischen Fehler der Bundesregierung
Herr Schami, Sie sind 1971 aus Ihrer Heimat Syrien geflohen, vor dem Militärdienst und der Zensur. Aber auch heute noch denken Sie jeden Morgen beim Aufwachen an Damaskus, haben Sie einmal gesagt. Was ging Ihnen heute Morgen durch den Kopf?
Ich denke jeden Morgen zuerst an meine Schwester, die in Damaskus lebt, wie es ihr wohl geht. Ich telefoniere auch jeden Tag ein- oder zweimal mit ihr. Und ich denke an einen Freund, einen intellektuellen Arbeiter, der mittlerweile 73 ist. 14 Jahre lang war er im Gefängnis. Ich denke an sie, weil ich nicht bei ihnen sein kann. Wäre ich dort, könnte ich vielleicht etwas zur Versöhnung beitragen. Wer einfach die Hand ausstreckt, ist immer stärker als der, der eine Waffe in der Hand hält….