23.01.2011 18.Shevat, 5771
Meinung:
Hoffnung für die arabische Welt
Aus Angst vor den Islamisten unterstützt der Westen seit Jahren viele autoritäre Regime im Nahen Osten. In Tunesien gibt es jetzt erstmals Anzeichen, dass es auch anders gehen könnte, meint Thomas Schmid.
Wenn Diktatoren stürzen und ein neuer Tag anzubrechen scheint, nennt man das, in Ermangelung besserer Worte, oft eine Revolution. Und verpasst ihr schnell einen wohltönenden Namen, der wie ein Wechsel auf eine gute Zukunft klingt. Nelkenrevolution, einst in Portugal. Jasminrevolution, jetzt in Tunesien. Doch scheint es diesen Blüten eigen zu sein, dass sie schnell verblühen. Gerade einmal neun Tage ist es her, dass das zuvor nicht Denkbare wirklich geschah. Tunesiens Diktator Ben Ali, der 23 Jahre mit harter Hand regiert hatte, musste das Land fluchtartig verlassen. Wenige Stunden zuvor hatte sich, wie wir dank Facebook wissen, ein mutiger Einzelner, der 37 Jahre alte Pilot Mohamed Ben Kilani von der Tunisair, geweigert, die verhasste Ehefrau des Diktators auszufliegen. Unerhörtes ist in Tunesien geschehen – doch die Erregung in den Staaten Europas hält sich in engen Grenzen. Wir sind weder beflügelt noch beschämt, wir bangen auch nicht….