07.04.2011 03.Nisan, 5771
Leitartikel:
Freiheitsrevolten im Nahen Osten bringen die einzige Demokratie der Region in Bedrängnis. Nur auf lange Sicht bieten sie Israel und den arabischen Gesellschaften auch Chancen
Es fällt schwer, es auszusprechen: Israels Sicherheitslage hat sich durch die jüngsten Umwälzungen im Nahen Osten in besorgniserregender Weise verschlechtert. Der Gedanke schmerzt, dass der von allen freiheitsliebenden Menschen so lange ersehnte Sturz arabischer Tyranneien ausgerechnet die einzige funktionierende Demokratie in der Region in Bedrängnis bringt. Doch lässt der nüchterne Blick auf die jüngsten Ereignisse kaum einen anderen Schluss zu.
In Ägypten, dessen Revolution im Westen noch vor Kurzem so enthusiastisch begrüßt worden war, inzwischen aber aus der weltweiten medialen Wahrnehmung verschwunden ist, zeichnet sich ein Arrangement zwischen dem herrschenden Militär und der unaufhaltsam in den Vordergrund drängenden Muslimbruderschaft ab. Dass die Verfassungsänderung, die raschen Neuwahlen im September den Weg frei machte, kürzlich per Referendum mit einer Mehrheit von 77 Prozent angenommen wurde, lässt die tatsächlichen Kräfteverhältnisse im Lande erahnen – hatten die säkular-liberalen Kräfte doch die im Schnellverfahren modifizierte Verfassung abgelehnt, da sie an der Geltung der Scharia festhält und so einer stärkeren religiösen Kontrolle der ägyptischen Gesellschaft Vorschub leistet. Führende Muslimbrüder drängen nun bereits auf die Einführung einer Religionspolizei. Der aggressive Israelhass der Bruderschaft ist, allen schönfärberischen Expertisen diverser Nahost-Experten zum Trotz, ungebrochen. Und der neue ägyptische Außenminister erklärte kürzlich, die Beziehungen Ägyptens zum Iran ebenso wie zur radikal-islamischen libanesischen Hisbollah verbessern zu wollen….