05.02.2012 12.Schwat. 5772
Geschäftsidee:
Koschere Küche im Landhausstil
Familie Keller betreibt im münsterländischen Raesfeld ein Hotel. Jetzt hat sie sich für ein neues Konzept entschieden: Auch jüdische Gäste sollen sich dort wohlfühlen.
Conrad Sindermann war anfangs nicht übermäßig begeistert. Seit acht Jahren arbeitet der 32-Jährige als Koch im Landhaus Keller, stets zur Zufriedenheit der Gäste. Und auf einmal hieß es, er solle künftig koscher kochen. Was ist das überhaupt? Kann man das als Nicht-Jude? Und wie mach' ich bloß die Kichererbsen? Sindermann hatte viele Fragen. Und viele Bedenken. Doch weil er gerade einen Roman von Tom Robbins gelesen hatte, in dem ein Jude und ein Araber in New York ein gemeinsames Restaurant eröffnen, kam es ihm nicht mehr ganz so absurd vor, als Nicht-Jude im Münsterland koscher zu kochen. So fing Sindermann an, mit typisch jüdischen Rezepten zu experimentieren. Und bald war er über das Stadium hinaus, in dem er noch glaubte, vor allem Avocados verwenden zu müssen, weil auf den Klebeetiketten stand, sie kämen aus Israel. Mittlerweile weiß er, dass genauso gut auch regionale westfälische Küche koscher zubereitet werden kann. Sindermanns Arbeitsplatz ist ein gediegenes Vier-Sterne-Landhotel in Raesfeld, das vom Ehepaar Margarete und Heinz-Josef Keller sowie von deren Tochter Uta Keller betrieben wird. Raesfeld ist eine Zierde des westlichen Münsterlandes, das Wasserschloss ist eine weithin berühmte Sehenswürdigkeit, außerdem stehen hier der höchste Schlossturm Westfalens und die älteste Eiche Deutschlands. Dennoch ist es in Raesfeld nicht ganz einfach, ein Vier-Sterne-Hotel wirtschaftlich zu betreiben. "Eigentlich", so sagt Heinz-Josef Keller, "wollten wir aus dem Hotel ein Altenheim machen". Doch die Gemeinde stellte sich dagegen. Also musste eine andere Idee her….