«Der Terrorismus ist nie das Hauptproblem der Region gewesen»

08.04.2011                      04.Nisan, 5771

Interview:

«Der Terrorismus ist nie das Hauptproblem der Region gewesen»

Der arabische Mensch möchte seine Würde genauso gewahrt sehen wie der europäische, sagt der Nahost-Experte Volker Perthes. Der Westen habe nun begonnen, alte Wahrnehmungsmuster zu revidieren.

Herr Perthes, Sie haben bei Beginn der Unruhen in Ägypten gesagt, vieles spreche dafür, dass die 2011er für die arabische Welt das werden, was die 68er für Europa und die USA waren. Haben wir es im Kern mit einer Jugendrevolte zu tun? 
Der Faktor Generation ist eines der wesentlichen, länderübergreifenden Phänomene, mit denen wir es hier zu tun haben. Es sind die eigentlichen Babyboomer Arabiens, die die Unruhen vorantreiben. Die, die zwischen 20 und 35 Jahren alt sind, besser ausgebildet als ihre Vorgängergeneration und auch als Altersgruppe zahlenmässig stärker als ihre Vorgänger. Was sie zudem mit den 68ern teilen, ist ihre grosse Unzufriedenheit. Sie fühlen sich nicht am Wohlstand beteiligt, an den sozialen Errungenschaften, und sie sind vom politischen System ausgeschlossen….