Letztes Geleit für Erdogans Ziehvater

02.03.2011                      26.Adar l, 5771

Beerdigung:

Letztes Geleit für Erdogans Ziehvater

Necmettin Erbakans Beerdigung in Istanbul wurde zum Familientreffen von Islamisten aus aller Welt. Er war Islamist, Antisemit und aus der türkischen Politik verbannt. Trotzdem erweisen Hunderttausende Türken Erbakan die letzte Ehre.

Am 27. Februar starb der einflussreichste Mann der jüngeren türkischen Geschichte. Necmettin Erbakan – Erfinder des türkischen Islamismus und zwischen 1996 und 1997 fast genau ein Jahr lang Premierminister – erreichte mit seiner Partei "Saadet" zuletzt nur wenige Prozent der Wählerstimmen und schien mit seinem ewigen Gerede über böse Juden und eine islamische Weltrevolution eine marginale Figur geworden zu sein. Aber Hunderttausende Türken drängten sich am Dienstag in den Straßen Istanbuls, um ihm das letzte Geleit zu geben. Obwohl der Verstorbene selbst kein Staatsbegräbnis gewollt hatte, fehlte niemand aus der Regierung. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte sogar eine Reise nach Brüssel ab, um dem Begräbnis beiwohnen zu können. Das ganze Kabinett reiste mit nach Istanbul. Das Militär schickte den Kommandeur der Ersten Armee, General Hayri Kivrikoglu – obwohl die Militärs einst Erbakans Regierung gestürzt hatten und er wie kein anderer zur Ursache ihrer politischen Entmachtung wurde….