Machtfaktor Militär

21.02.2011                     17.Adar l, 5771

Leitartikel:

Machtfaktor Militär

Wenn irgendwo die Armee die Regierung übernimmt, gilt das vielen als Alarmzeichen. Nicht selten aber waren es Generäle, die ihr Land auf den Weg der Modernisierung führten. Diese Chance hat jetzt auch Ägypten.

Militärregime werden selten so erleichtert begrüßt wie im ägyptischen Fall. Gemeinhin gilt die Militärregierung oder die vollziehende Gewalt in den Händen von Generälen und ehrgeizigen Obristen als Alarmsignal. Von absolutistischen Parteiregimes unterscheiden sie sich allerdings dadurch, dass sie – wie in den Fällen Türkei, Griechenland, Pakistan oder Thailand – nach einer gewissen Zeit der "Ordnungssuche" die Machtposition wieder räumen, den Rechtstransfer zur freiheitlich-zivilen Verfassung aktiv einleiten, Modernisierungen den Weg bahnen und sich wieder in die Kasernen zurückziehen. Wir brauchen nicht zu weit aus der Tür hinauszutreten. Das Zivilregime des Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD) legte 1923, im Jahr der ersten schweren Krise der Weimarer Republik, die vollziehende Gewalt in die Hände von Generaloberst Hans von Seeckt. Der liebte die Republik nicht, aber er rettete sie….