„Dat der dat darf“

23.01.2011                     18.Shevat, 5771

Kölner Klüngel:

"Dat der dat darf"

Seit Jahren nervt ein Rentner die Kölner mit antisemitischer Propaganda, ausgerechnet vorm Dom. Die Stadt bangt um ihren Ruf, unternimmt aber kaum etwas. Eine Posse von Henryk Broder.

Reisender, kommst du nach Köln, befolge diesen Rat: Verlass den Hauptbahnhof auf keinen Fall durch den Hinterausgang! Dort bietet sich dir ein Bild des Grauens – aufgerissene Straßen, verlegte Gehwege, eine Topografie des Schreckens. Nimm den Vorderausgang! Der Bahnhofsplatz ist schon eine Weile verkehrsberuhigt. Der Umbau hat lange gedauert. Etwa so lange, wie die Chinesen brauchen, um einen Großflughafen aus dem Boden zu stampfen. Die Kölner sind sehr stolz auf ihren neuen Hauptbahnhof, aber das kommt vor allem daher, weil die meisten von ihnen noch nie in Leipzig, Dresden oder Uelzen waren. Wende dich nach links, da steht der Kölner Dom, das Beste, was die Stadt zu bieten hat, von solchen Delikatessen wie dem "halven Hahn", "kölschen Kaviar" und "Himmel un Äd met jebrodener Flönz" mal abgesehen. Über eine steile Treppe erreichst du die Domplatte. Gib acht, dass du nicht von Skatern umgefahren wirst. Oder sprich wenigstens das Gebet, das jeder Kölner sagt, bevor er in die U-Bahn steigt: "Et kütt wie et kütt, un et hätt noch immer jot jejange."…