07.03.2011 01.Adar ll, 5771
Interview:
"Ich fühle wieder Stolz als Araber"
Der palästinensische Philosoph Sari Nusseibeh über die Umstürze in Nordafrika und seine Furcht vor einem politischen Islam.
Wir treffen Sari Nusseibeh in Paris, der Stadt, in der er zuletzt eine Reihe von Gastvorlesungen gehalten hat. Da hat er sich über die Frage gewundert, warum die arabischen Denker sich jahrzehntelang folgenlos Theorien überlegen, während die Selbstverbrennung eines tunesischen Gemüsehändlers auf einmal eine Revolution entfachte. Nusseibeh gibt ein wunderbares Bild eines leicht zerzausten Intellektuellen ab: Er ist Philosoph, weltweit übersetzter Autor, Rektor der Al-Quds-Universität in Jerusalem. Nusseibeh klingt gelöst und froh, wenn er über den politischen Umbruch redet. Sobald aber das Gespräch auf den Islam kommt, wird seine Rede tastend und stockend. »Soll ich meine wahre Meinung sagen?«, fragt er einmal. Über diese Dinge spricht er nicht alle Tage. Und der Missbrauch eines Glaubens, den er in seiner Kindheit als schön und menschlich kannte, bereitet ihm Sorgen….