29.01.2012 05.Schwat. 5772
Zeitzeuge:
"Ich komme auch, um zu warnen"
Abba Naor überlebte Getto, KZ und den Dachauer Todesmarsch. Unermüdlich erzählt er Schülern seine Geschichte.
Er zeigt ein altes Schwarz-Weiß-Foto von einem Kinderfest: Rund 30 Mädchen und Jungen haben sich für den Fotografen aufgestellt, sie tragen Pappkronen auf dem Kopf und schauen gut gelaunt in die Kamera. Eigentlich ganz normale Kinder, sagt Abba Naor. Zufälligerweise seien sie aus jüdischen Familien. Auch ihn habe niemand gefragt, ob er diese Religion haben möchte. Er sei halt hineingeboren wurde.
Das Foto stammt aus Naors Kindertagen im litauischen Kaunas. 13 Jahre wuchs Abba dort gut behütetet auf. Die Familie hatte ihr Auskommen, der Vater war bei der freiwilligen Feuerwehr, die Nachbarn waren nett, die Verwandtschaft wohnte in der Nähe. Lediglich die undankbare Rolle des "Sandwichs" zwischen einem zwei Jahre älteren Bruder und dem kleinen Zweijährigen störte ihn manchmal. Sonst war alles gut. "Ich dachte, das wird ewig so sein", sagt Naor. Wenig später, 1941, war nichts mehr gut, es nur noch ums Überleben: "Das Einzige, was erlaubt war, war Hoffnung."…