„Ich verstehe die deutsche Ängstlichkeit nicht.“

13.01.2011                     8.Shevat, 5771

Kolumne:

"Ich verstehe die deutsche Ängstlichkeit nicht."

Der Bus ist bis auf den letzten Platz gefüllt, die meisten Passagiere sind junge Wehrpflichtige. Die blonde Soldatin auf der anderen Seite des Ganges ist in ihr Buch vertieft: „Emil and the Detectives“ von Erich Kästner. Nach zweistündiger Fahrt ist man mitten in der Wüstenhauptstadt Beer Scheva – der viertgrößten Stadt Israels und Sitz der Ben-Gurion-Universität. Im Falafel-Imbiss in der Nähe des Busbahnhofs sitze ich neben einer Frau mit Kopftuch und ihren drei Kindern. Viele Beduinen leben hier, sind aus ihren Zeltdörfern in der Negev-Wüste in die Stadt gezogen. An der hiesigen Universität studieren hunderte Beduinen, zwei Drittel davon sind weiblich. Beer Scheva ist für mich heute aber nur eine Zwischenstation – ich reise weiter in einen 6.000-Einwohner-Ort nahe der Grenze zum Westjordanland. Ich bin mit dem Schriftsteller Chaim Noll verabredet, der seit einigen Jahren dort wohnt….