29.05.2011 25.Ijar, 5771 Tag 40 des Omer
Kleinkrieg:
Im Dorf Bilin knallt es jeden Freitag: Palästinensische Demonstranten schleudern Steine auf israelische Soldaten, die Truppe feuert Tränengassalven. Hier erprobt die Armee eine Kampfdoktrin, mit der sie der neuen Strategie des Gegners begegnen will – dem Massenprotest.
Israels Armee gilt als eine der modernsten Streitkräfte der Welt. Trotzdem wirkt die Schlacht, die israelische Soldaten jeden Freitag in den Feldern des Dorfes Bilin im Westjordanland austragen, fast mittelalterlich. Das liegt nicht nur an der dicken Panzerung, die sich die Soldaten und Soldatinnen kurz vor Beginn der Scharmützel anziehen. Auch die Regeln des Schlagabtauschs erinnern an eine Zeit, in der sich edle Ritter nach ehernen Regeln tugendhaft die Köpfe einschlugen.
"Wo bleiben die nur?", fragt Oberstleutnant Schachar um 13 Uhr. Eigentlich müssten seine Kontrahenten längst im Olivenhain mehrere hundert Meter westlich von Bilin erschienen sein. Heute kommt die Menschenmenge zu spät, die ihn bald mit Steinen traktieren wird. Seine Soldaten pflegen mit Salven von Tränengas zu antworten. Fast unhöflich, diese Verspätung, schließlich wollen alle pünktlich zum Abendbrot wieder daheim sein….