Schweigeminute

21.06.2011                      19.Siwan, 5771

Theatertipp:

Schweigeminute

Im Berliner Thikwa-Theater läuft in Kürze das Stück “Schweigeminute” an, das im Mai 2010 im Ballhaus Naunystraße uraufgeführt und im September 2010 beim israelischen Off-Theater-Festival Acco ausgezeichnet wurde. “Eine intelligente und kluge Inszenierung, die den schöpferischen Schauspieler ins Zentrum stellt, und die Komplexität zwischen Israel und Deutschland zum Ausdruck bringt-in einer sehr heutigen Art, indem sie das Leben von jungen Leuten berührt, die über ihre Identität nachdenken…”, heißt es in der Begründung der Jury. Ramona Ambs hat Ariel Nil Levy, der gemeinsam mit Hila Golan das Konzept entworfen hat und selbst auch als Schauspieler mitwirkt, zum Stück befragt.

Ariel, es ist schon sehr ungewöhnlich, wenn ein Theaterstück in zwei Sprachen gleichzeitig aufgeführt wird. “Schweigeminute” erzählt in Hebräisch und Deutsch – von was eigentlich?

Ariel: Die Beziehung Israel-Deutschland ist eine komplizierte Beziehung, in der es neben vielen Unterschieden auch viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Gesellschaften gibt. Über allem steht die große Frage nach dem “Wie” einer Erinnerungskultur und nach dem Umgang mit dem Vergessen. Der Satz “Von der Humanität über die Nationalität zur Bestialität” (ursprünglich von Franz Grillparzer und später von dem israelischen Philosophen Yeshayho Leibovitch wiederaufgenommen) ist quasi das Motto. Während des Stücks wird dieses Motto geprüft und in Frage gestellt. Die Schauspieler untersuchen die Verbindung zwischen den Begriffen Humanität, Nationalität und Bestialität anhand ihrer eigenen sowie auch fiktiver Biographien und indem sie sich mit Kulturstereotypen und Identitätsfragen beschäftigen (z.B. künstlerische Identität im Gegensatz zur nationalen oder privaten Identität)….