03.12.2011 07.Kislev. 5772 Wajeze
Bücher:
Sie taten nichts, auch nichts Gutes
Das Buch von Henry Schuster erinnert an eine jüdische Kindheit in Sterbfritz.
Sterbfritz, Schlüchterner Straße 10: Das Gebäude nahe dem evangelischen Pfarrhaus hatte einst fast herrschaftliche Züge. Im Dorf mit damals 1300 Bewohnern gab es nur eine Handvoll Häuser, die über Bad und Toilette verfügten. Als Heinz Dittmar Schuster dort am 18. März 1926 als drittes Kind des Abraham Schuster zur Welt kam, war sein Vater ein angesehener Textil- und Möbelhändler. Freudig wurde dieser auch in anderen Dörfern des Bergwinkels empfangen, wenn er seinen Katalog ausbreitete, erinnert sich sein Sohn, der nur noch „Henry“ heißt.
Dessen friedliche Kindheit endete abrupt. Mit Neun wurde er massiv verspottet und verachtet. Eine letzte Ehre wurde der Familie zuteil, als der Vater im März 1935 auf dem jüdischen Friedhof im benachbarten Altengronau beerdigt wurde, einer der ältesten und größten Begräbnisstätten dieser Art in Hessen. Das Grab war eines der letzten von 1489, die dort zwischen 1691 und 1937 angelegt worden waren. Frau Rosa und Tochter Margot wurden 1942 von den Nazis im Baltikum erschossen und verscharrt….