Von Spezialdemokraten und Sarrazinokraten

27.04.2011                      23.Nisan, 5771                      Isru Chag; Tag 8 des Omer

Eine traurige Geschichte:

Von Spezialdemokraten und Sarrazinokraten

Soso. Sie wundern sich also, dass Sarrazin in der SPD bleiben darf? Sie finden es skandalös? Ja, ich gebe zu, ich auch ein bißchen, schließlich mag ich die gute alte Tante irgendwie. Aber die Tante ist halt auch nicht mehr das, was sie einst war. Es war nämlich leider absehbar. Alle, die nun rufen, Sarrazins Verbleib sei mit den Grundsätzen der SPD nicht vereinbar, kennen offenbar die Grundsatzprogramme ihrer Partei nicht gut.

Ein Blick in die „Geschichte“ der Grundsatzprogramme der SPD offenbart nämlich manche Überraschung. Dem ersten Eisenacher Programm von 1869 folgten einige. Nach Gothaer, Erfurter und Görlitzer Programm gab es 1925 das sogenannte Heidelberger Programm in dem bereits eine vage Vision der heutigen EU entworfen wurde. Das bekannteste Grundsatzprogramm der SPD – das Godesberger Programm von 1959 – stand noch unter dem Eindruck der NS-Herrschaft. Dennoch findet man darin zum Beispiel kein Bekenntnis dazu, dass Juden zu Deutschland gehören. Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus spielten in den Grundsatzprogrammen bis dato überhaupt keine Rolle. Erst 1989 im Berliner Progamm kommen Migranten, die damals noch Ausländer hießen, erstmals vor. Islam oder Judentum wurden namentlich immer noch nicht erwähnt. „Kulturelle Vielfalt bereichert uns“ steht in dem Berliner Programm. Ein Satz, der fast so auch in Sarrazins Buch zu finden ist: „Vielfalt ist grundsätzlich erwünscht“ schreibt Sarrazin auf Seite 57 in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“. Das geht doch schonmal konform, oder?…