13.07.2011 11.Tammus, 5771
Arabische Welt – Interview:
„Wie Europa im 19. Jahrhundert – nur schneller“
Im Interview spricht Gamad Abdalgawad Soltan, Direktor der Denkfabrik des Ahram-Zentrums für politische und strategische Studien in Kairo, über die Zukunft der arabischen Welt und die Rolle, die der Westen dabei innehat.
Herr Soltan, in Ägypten liegt die Macht bei der Armee, in Libyen tobt ein Bürgerkrieg, der Jemen zerfällt, in Syrien richtet das Regime ein Blutbad an. Ist die Wirklichkeit in der arabischen Welt nicht viel düsterer als nach den Umstürzen der vergangenen Monate erhofft?
Aber das alte Stereotyp der arabischen Diktaturen und autoritären Regime ist erschüttert worden. In den nächsten Jahren werden sich drei Gruppen von Staaten herausbilden. Tunesien und Ägypten werden sich zwar nicht unbedingt in eine volle Demokratie entwickeln, aber sie haben eine gute Chance, zu Ländern mit guter Regierungsführung, mit Rechenschaftspflicht und Transparenz zu werden. In einer zweiten Gruppe leiten Regierungen und Machthaber von oben Reformen ein, um die Unterstützung der Massen und der Mittelklasse zu gewinnen und ihre erneuerten und geöffneten Regime zu konsolidieren. Ein Beispiel ist Marokko, Jordanien könnte ein Fall sein, einige der Golfstaaten könnten dazugehören. Zur dritten Gruppe gehören Länder, in denen die Machthaber zu einem großen Teil delegitimiert sind. Dort werden die Konflikte noch länger andauern – mit Bürgerkriegen wie in Libyen und im Jemen. Syrien bewegt sich in diese Richtung….