09.02.2011 05.Adar l, 5771
Leitartikel:
Der Westen ringt mit sich – die Zwischentöne und Vorschläge lassen bisweilen Verzweiflung ahnen. Demokratie in Ägypten: ja sicher – aber bloß nichts überstürzen. Sonst könnte die frisch gewonnene Freiheit des Volkes allzuschnell von den schon lauernden Muslimbrüdern geknebelt werden; von Islamisten, die ein Machtvakuum und Fehlen politischer Optionen für sich nutzen und den ohnehin instabilen Zustand der Nahost-Region gänzlich ins Chaos stürzen würden. In der Tat ist hier guter Rat teuer. Daher sind sich Washington und Berlin einig: keine vorschnellen Wahlen am Nil. Während die ägyptischen Massen den Thron ihres nunmehr 30 Jahre herrschenden „Pharaos“ von hinten zu Fall bringen, hält der Westen vorn noch schwach dagegen. Wohlwissend, dass es keine Alternative zum Loslassen gibt. Und dass sich, wie so oft in der Geschichte, am Ende die Frage stellt: Wohin mit dem Diktator? Ihn fallen lassen wie eine heiße Kartoffel – den treuen Verbündeten, der lange Zeit für Ruhe im Nahen Osten gesorgt hat?…