Zeit zu Vergeben

24.09.2012                      08.Tischrei. 5773

Rabbiner Kucera zum Herbstanfang:

Zeit zu Vergeben

Der Übergang vom Sommer zum Herbst ist (für viele) sowohl mit dem Denken an das neue Schuljahr als auch (für alle) an das neue jüdische Jahr verbunden. Dabei werden wir herausgefordert, zurückzuschauen und über das Vergangene nachzudenken, um das Kommende besser zu gestalten.

Die Impulse dazu finden wir nicht nur in unserer reichen Tradition, sondern auch in der Literatur, zum Beispiel bei einem russischen Schriftsteller, der selbst nicht jüdisch war, trotzdem schon zu seiner Zeit (im 19. Jh.) das Judentum als ein Beispiel der Ewigkeit sah, weil die Juden trotz aller historischen Verfolgungen ihre Tradition behielten und dadurch zeigten, dass sie das ewige Feuer vom Himmel bewahren. Über diesen längst verstorbenen nicht-jüdischen Schriftsteller sagte der lebende jüdische Autor Gary Shteyngart: „Mir wurde beigebracht, dass die Tora und der Talmud wichtige Bücher sind, aber dass wahres Wissen… auch bei L. N. Tolstoi zu finden ist.“ In diesem Sinne möchte ich ein paar Szenen aus dem Roman Anna Karenina erwähnen, die für mich Beispiele einer kritischen Retrospektion unseres Verhaltens sein können….