29.12.2010 22.Tevet, 5771
Neuausrichtung:
Zentralrat der Juden verlässt die Moralecke
Der neue Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, will seine Organisation komplett neu ausrichten. Sein Ziel: sie aus der Ecke des Moralwächters zu holen.
"Die Opferrolle ist nicht genug, Judentum ist viel, viel mehr", sagte Graumann in einem FTD-Gespräch. Der Zentralrat müsse bei allem Engagement für die Erinnerung an den Holocaust "auch zeigen, dass wir nicht immer nur kritisieren, dass wir nicht immer nur andere korrigieren".
Graumann spricht damit ein heikles Thema im deutsch-jüdischen Verhältnis an. Unter seinen Vorgängern war der Zentralrat vor allem als Wächter über die politische Korrektheit aufgetreten und hatte sich bisweilen scharf in politische Debatten über die deutsche Nazivergangenheit oder antisemitische Tendenzen in der Gesellschaft eingemischt. Wegen der Vielzahl der oftmals empörten Interventionen erlahmte aber auch das Interesse der Öffentlichkeit….