11.03.2011 05.Adar ll, 5771
Judentum:
Zum Charakter des Buches und zum Kommentar
Das dritte Buch der Tora, Levitikus, enthält einige der wichtigsten Bibeltexte. In diesem Buch lesen wir Satze wie "Liebe deinen Nächsten so, wie du dich selbst liebst" und "Ihr sollt im Land allen Einwohnern Freiheit ausrufen" [1].
Zum großen Teil handelt das Buch jedoch von Dingen, die mit unserem heutigen Leben recht wenig zu tun haben, von Opferanweisungen und Regeln zur rituellen Reinigung. Fast alle haben ihre Geltung verloren, als der Tempel im Jahr 70 d.Z. zerstört wurde. Selbst für die Lebensweise streng orthodoxer Juden haben sie heute keine Bedeutung mehr und wurden darum von normierenden Rechtssammlungen wie dem Schulchan Aruch ausgeschlossen. In der orthodoxen Tradition wird dies allerdings nur als eine vorübergehende Unterbrechung gewertet: Wenn der Messias kommt, wird der Tempel wieder erbaut und der Opferkult wieder aufgenommen werden. Das orthodoxe Gebetbuch enthält daher Gebete für diese Wiederherstellung. Doch die meisten zeitgenössischen Juden, nicht nur diejenigen, die dem Reformjudentum angehören, betrachten diese Opferbräuche als gänzlich überholt. Sie rechnen nicht mit ihrer Wiederbelebung und wollen sie auch nicht….