25.01.2012 01.Schwat. 5772 Rosch Chodesch
Leitartikel:
Die Revolution hat ihre Kinder gefressen: Ein Jahr nach dem Beginn der Proteste auf dem Tahrir-Platz geben in Ägypten die Muslimbrüder den Ton an. Sie wollen nicht Freiheit und Demokratie, sondern die Scharia.
Die Geschichte der ägyptischen Revolution lässt sich auch als Geschichte westlicher Blauäugigkeit erzählen: Als heute vor einem Jahr die Massen auf den Kairoer Tahrir-Platz strömten, da frohlockte die Mehrheit der europäischen Beobachter: Nun werde vollendet, was 1989 in Ost- und Mitteleuropa begonnen habe. Bald darauf geriet Ägyptens Präsident Husni Mubarak, früher zu Recht als gemäßigter Autokrat und Garant der Stabilität geschätzt, nicht nur ins Kreuzfeuer der Kritik, man entschied sich im Westen auch schnell, ihn als blutrünstigen Beelzebub nicht nur fallen zu lassen, sondern seinen Rücktritt gleich mitzufordern. Die Armee hingegen pries man als wahre Revolutionsarmee, deren Soldaten den Willen des Volkes erkannt hätten und die nun Arm in Arm mit den Vertretern der Twitter-Generation eine parlamentarische Demokratie erstreiten würde….