Zwei Seiten der deutschen Medaille

23.03.2011                      17.Adar ll, 5771

Gesellschaft:

Zwei Seiten der deutschen Medaille

Mit Adolf Eichmann und Heinrich Grüber saßen sich 1961 vor einem Jerusalemer Gericht zwei Deutsche gegenüber, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Eichmann hatte den Massenmord an den Juden führend organisiert, Propst Grüber hatte viele von ihnen aus der deutschen Todesfalle gerettet. In Berlin diskutierten Zeitzeugen am Montag über das Vermächtnis ihrer Begegnung beim Eichmann-Prozess.

50 Jahre ist es her, da erhob sich "die Nummer fünf hinter Hitler", Adolf Eichmann, vor einem israelischen Gericht von der Anklagebank. Diese Ehrerweisung hatte einen ganz besonderen Beigeschmack, war seiner doch der einzige Nazi-Prozess auf israelischem Boden. 1961 wurde Eichmann zum Tode durch den Strang verurteilt. Maßgeblich an der Urteilsfindung beteiligt war der deutsche Propst Heinrich Grüber. Im Dritten Reich hatte er zahlreichen Juden das Leben gerettet, nun sollte er gegen einen der Organisatoren des Massenmordes aussagen. "Ein Mann wie ein Eisblock" sei Eichmann gewesen. Mit der Uniform habe er sein Gewissen und seinen Verstand abgelegt. In Erinnerung geblieben ist aber vor allem das persönliches Schlusswort Grübers: Er hoffe, "dass sich vergebende Liebe und vergebene Schuld vor Gottes Thron treffen", sagte er in Richtung Eichmann….