Jom Kipur: Das Buch Jonas

06.10.2011                      08.Tischrei. 5772

Judentum:

Jom Kipur: Das Buch Jonas

Parascha 402. Ansprache für Freitag, den 7. Oktober 2011 (Jom HaKippurim).

Am Versöhnungstag, hören wir in der Synagoge das biblische Buch Jona. Es ist immer wieder erstaunlich, wie groß dieses kleine Buch ist! Am Anfang steht der Ruf Gottes an den Propheten Jonas: „Auf, nach Ninive!“(1,2), die Hauptstadt Assyriens. Sie galt als Herz des Reichs des Bösen. „Blutstadt“ nannte sie der Prophet Nachum (3, 1), und der Prophet Zefanja (2,15)geißelt ihre Überheblichkeit: „Ich bin es“, prahlt sie, und keine sonst“. Jonas nun sollte Ninive das göttliche Strafgericht ankündigen, das seine Kollegen Nachum und Zefanja so dringend herbeisehnten. Jonas machte sich zwar gleich auf den Weg und ging zum Hafen hinab, er schiffte sich aber in die Gegenrichtung ein. Das war der Beginn eines Abstiegs, der ihn vom Schiffsbauch bis ganz unten in den Fischbauch führte. Warum ist Jonas desertiert? Solche Fragen lässt die Bibel meistens offen, sie erzählt gewöhnlich nur, was die Leute tun, nicht, warum sie es tun, und überlässt es dem Hörer und Leser, sich seine Gedanken zu machen. Vermutlich fühlte sich Jona nur für Israel zuständig. Was aber Ninive anging, so dachte Jona wohl wie seine Kollegen Nachum und Zefanja: „Soll es doch endlich von der Landkarte ausradiert werden, je eher desto besser“. Vielleicht sah er voraus, dass Assyrien Israel schon bald auslöschen werde und befürchtete, dass Gott, der „Erbarmer und Barmherzige“ (Chanun WeRachum), weich werden könnte und seinen Vernichtungsbeschluss gegen Ninive aufheben  werde (4, 4)….